von Villa di Chiavenna/Val Bregaglia/Lombardia, 1999
Der Malojapass, das Tor zum Engadin von der Alpensüdseite, ist eine topographische Besonderheit. Da er vom Nordosten, dem Engadin her, auf den letzten 10 km bretteben ist, hat er eigentlich nur eine Passrampe. Aber diese hat es in sich, von Chiavenna im italienischen Tessin ist sie 33 km lang, überwindet fast 1500 Höhenmeter mit einigen Steigungen bis 12%.
Vom Samstag, 31.7. bis Freitag, 6.8., mache ich Badeurlaub am Lago di Como mit unseren 3 Jungs. Diese sind bei der Familie Wegmann untergebracht, ich bei Andy’s Mutter und Partner in deren Chalet auf dem Campingplatz bei Santa Maria.
Selbstredend haben die zwei Väter ihre Stahlrenner dabei. Nach einer ersten Tour rüber an den Lago di Lugano, steht am 3.8. der Malojapass auf unserer Agenda.
bei den Daten, also auch beim Schnitt, sind Strecken enthalten, die ich p.p.(!) zurücklegte.In Villa di Chiavenna, 1,8 km vor dem Ital-Schweiz. Zoll bei Castagneta, finden wir am Straßenrand einen Parkplatz und machen uns startklar für zunächst 24 nur aufwärts führende Kilometerder spektakulärste Abschnitt, auch Talschluss für das romantische Bergellauf der Passhöhe ist es mit 14 Grad recht frisch, aber noch trocken… doch nach unserem Abstecher nach Silvaplana hat es angefangen zu regnen und nur noch 12 Grad, als wir zurück ins Tal rollen. In Gera Lario, am oberen Ende des Comersees, erwischt mich die Pannenhexe… da mache ich noch frohgemut ein Selfie, doch nach 1 km muss auch mein Ersatzreifen dran glauben. Nach einem Fußmarsch von 800m erbarmt sich in Domaso ein erstes „Taxi“, brauche aber dann für die Restdistanz noch ein zweites (einen Golf aus ZH).
Den Splügenpass, ital. Passo dello Spluga, 2115m, darf man zu den grandiosesten Pässe des gesamten Alpenraums zählen. V.a. von der Italienischen Südseite ist er mit 30,4 km und 1842 Hm abChiavenna eine große sportliche Herausforderung, die Steigungsprozente betragen in längeren Abschnitten 2-stellige Werte, maximal 13%.
Mit 47 Kehren, von denen einige in architektonischen Meisterleistungen dank 3 Tunnels, 6 Tunnelgalerien und 7 Galerien in die felsigen Abhänge gelegt sind, rangiert er nur ganz knapp hinter den 48 des berühmteren Stilfser Jochs/Stelvios.
Schon recht früh am Morgen des 5.8. sitzen Andy und ich in unserem Sharan, der uns von Santa Maria am NO-Ufer des Comersees an die Südflanke des Alpenhauptkamms bringt.
Um uns noch etwas einrollen zu erlauben, stellen wir den 7-Sitzer in Gordona ab, 3,5 km unterhalb Chiavenna (325m)Die Straßenbauer haben im 3. Viertel des Anstiegs riesige Treppenhäuser in die Steilabbrüche gehauen.auf 1910 Metern bietet der Lago di Monte Spluga für 3,2 km Erholung, ehe es für 2,8 km bis zum Pass auf 2115m Höhe bis zu 10% ansteigt.Bei der Ankunft am Ital. Zoll sind wir doch arg geplagt, unsere Stahlrahmen mit 39-28er- Übersetzung machten es uns noch nicht so leicht.bei 16 °C wärmen und stärken wir uns nach den ersten Abfahrtsschwüngen erstmal in Montespluga und sortieren unsere Bekleidungnach der Flachpassage bis zur Staumauer zieht die Schwerkraft Andy (Bildmitte) zurück ins TalVierbeinige Bergziegen contra zweibeinige …Zur Kaffeezeit sind wir zurück am Chalet, auf dem Campingareal von Santa Maria.
Der San-Bernardino-Pass (2066m) verbindet das Misox/Tessin mit dem Hinterrheintal/Graubünden. Durch die parallel zur Kantonsstraße verlaufende Autobahn im Valle Mesolcina, die den Großteil des Schwerverkehrs aufnimmt und den 6,6 Kilometer langen Tunnel ist dieser Pass auf beiden Seiten angenehm verkehrsarm.
am Ortsausgang von Roveredo: auch Günter ist wohlgesinnt, nicht ahnend was auf den nächsten 42 km auf uns zukommtknapp unterhalb Mesocco, nach ersten echten Steigungsmetern bereits im Schlussteil, vor einem abwechslungsreichen Labyrinth an Kehrenauf der Passhöhe hat es nur noch 8° und es graupelt sogar etwas – da sind wir froh, warme Kleidung aus dem Begleitauto zu bekommen.auch das Pass-Hospiz bietet uns die Chance zum Aufwärmen
Auf Grund der ungemütlichen Verhältnisse nehmen wir die nördliche Abfahrt hinunter zum Hinterrhein in Günter’s BMW, gesteuert von seinem 1. Sohn Pascal (der sich auch als Fotograph verdient machte). So beschließen wir auch, den Splügen-Pass nur bergaufwärts zu befahren.
Blick von den unteren Serpentinen auf den Passnamensgeber Splügennach einer endlos anmutenden Geraden türmen sich gleichmäßig 10 Kehrennach 2 intensiven Kletterpartien mit insgesamt mehr als 2500 Höhenmetern haben wir am Italienischen Zoll fertigPascal stellt den BMW bereits in die Gegenrichtung, Räder aufs Dach und heimwärts geht’s
Im Juni 1991 bewohne ich mit meiner KKO Spreitenbach im Rahmen eines Klassenlagers für 2 Wochen das Feriendorf Fiesch im mittleren Wallis. Nachdem ich bereits 2 Tage zuvor mit meinem Schüler Nicola Appella den Grimsel-Pass eroberte, gestattet mir meine Begleitlehrerin Corinne Daoud für einen 2. Tagesflug mit meinem Villiger. Mein Ziel am Donnerstag, 13.06. ist der mächtige Nufenen im Ober-Wallis. Heute kann ich mir kaum vorstellen, dass mir bewusst war, auf welche Herausforderung ich auf den 34,5 km bis zum Scheitelpunkt stoßen werde.
Der Nufenenpass ist mit seinen 2478 m der höchste innerschweizerische Alpenübergang und bildet die Grenze zwischen dem Wallis und dem Tessin
Nach 20 km verzweige ich in Ulrichen(1346m) im Oberwallis auf die Passstraße, die nach 3 km ins abgebildete, langgezogene Aeginental führt.Der Blick fällt auf die erste Kehre des finalen Serpentinenhangs, welche gleichzeitig das Ende des Aeginentals markiert.Am linken Bildrand ist einer von einigen Lawinenabgängen verbliebener Scheehaufen zu sehen, welche die noch nicht geöffnete Passstraße gottseidank nicht vollständig versperren.Beim gelben Gefährt handelt es sich wohl um eines der Verkehrswacht, ein zweites ist mir auf der gesperrten Straße wahrscheinlich nicht begegnet. Damit wird mir auch eine Waghalsigkeit bewusst, welche ich eingegangen bin, angesichts keinerlei Kontaktmöglichkeiten in diesem komplett unbesiedelten Gebiet.Um ca. 18:00 Uhr habe ich es tatsächlich geschafft – mit einer Übersetzung von 42-26, bei 10 Grad Celsius in kurzen Hosen und ohne Funktionskleidung!